Unsere Geschichte
Auszeichnungen
Für die umfassenden Angebote aus den Bereichen Beratung, Lern- und Sprachförderung, Berufswahlorientierung, Bewerbungshilfen, bildungs- und themenorientierte Gruppenarbeit sowie Kultur, Sport und Freizeit wurde Coach e.V. und seine Verantwortlichen bereits mehrfach ausgezeichnet. Für das besondere Konzept und die Arbeit von Coach e.V. erhielt der Vereinsgründer, Mustafa Bayram, 2007 den Freiherr-vom-Stein-Preis, 2013 das Bundesverdienstkreuz und 2019 den Landesverdienstorden NRW.
„In einem Zeitungsartikel habe ich damals gelesen, dass mehr als die Hälfte der hier geborenen türkischstämmigen Jugendlichen in ihrer schulischen Bildung nicht über die Hauptschule hinauskommen und 23% dieser Kinder und Jugendlichen die Hauptschule ohne einen Abschluss verlassen. Eine Tatsache, mit der ich mich nicht abfinden konnte. So habe ich gemeinsam mit einigen Kollegen, u.a. Christian Gollmer und Marlene Brandt, 2004 Coach e.V. gegründet.“
– Mustafa Bayram
5 Fragen an Vereinsgründer Mustafa Bayram
Wie kam es zur Gründung von Coach e.V.?
Christian Gollmer und ich waren damals beide beim Institut für schulische und berufliche Bildung (ISBB) in Ehrenfeld tätig und haben in dieser Zeit eine kleine Beratungsstelle aufgebaut und analysiert, was wir mit den türkischen Jugendlichen und Eltern erreichen können, warum die türkischen Jugendlichen in dem Maßnahmenprogramm am stärksten repräsentiert sind und wo ihre Probleme liegen. Mit der Zeit haben wir herausgefunden, dass die Ursachen nicht nur in den Sprachproblemen der Jugendlichen liegen, sondern auch unter anderem auch in der Erziehung und im Informationsdefizit der Eltern über das schulische Bildungssystem.
Wie wurde die Arbeit von Coach e.V. konzipiert?
Es ist für mich immer noch etwas ganz Besonderes, wenn ich sehe, dass diese Jugendlichen mit der richtigen Ansprache und der richtigen Begleitung zu ganz anderen Leistungen in der Lage sind – nicht nur schulisch, sondern auch persönlich. Zu sehen, wie sie sich einbringen und Verantwortung für sich und andere übernehmen, ist eine einzigartige Erfahrung.
Was ist der Schlüssel zum Erfolg von Coach e.V.?
Die Jugendlichen arbeiten freiwillig mit uns und wir beziehen ihre Eltern von Anfang an mit ein. Unsere Arbeit ist nicht gleichzusetzen mit Hausaufgabenhilfe. Wir leisten darüber hinaus soziale Gruppenarbeit und fahren mit den Jugendlichen auch über ein Wochenende weg. So lernen wir sie ganz umfassend und als eigene Persönlichkeit kennen – nicht in Maßnahmen, nicht in der Schule. Es gibt viel Raum zum Erzählen und Diskutieren.
Wir geben den Jugendlichen hier einen Raum, in dem sie sich fallen lassen können und sich wohlfühlen. Sie haben Menschen um sich herum, denen sie vertrauen können. Natürlich müssen sich die Noten verbessern, natürlich muss in der Schule etwas passieren. Aber wir sehen das in einem großen Gesamtzusammenhang.
Gleichzeitig lassen wir sie ihre Erfahrungen mit Grenzüberschreitungen im geschützten Raum machen, so dass sie spüren, welche Konsequenzen es hat, wenn sie Vereinbarungen nicht einhalten.
Welchen Stellenwert hat die Elternarbeit bei Coach e.V.?
Man muss wissen, dass die meisten Jugendlichen mit Migrationshintergrund alle wichtigen Entscheidungen mit ihren Eltern treffen – sei es der Militärdienst, die Berufsfindung oder der Eintritt in die Ehe. In solchen Situationen kann man Eltern und Kinder stärken und begleiten.
Coach e.V. bietet einen neutralen Raum, in dem wir den Erwartungen von beiden, Kindern und Eltern, gerecht werden können. Dazu haben wir es immer wieder geschafft, die Schule als Partner zu integrieren – das Dreieck aus Elternhaus, Schule und Coach funktioniert sehr gut.
Mittlerweile haben wir unsere Elternarbeit dahingehend aufgebaut, dass Eltern nicht nur als Mütter und Väter, sondern auch als Mann und Frau gestärkt werden und in den Austausch treten.
Gerade die Väterarbeit sehe ich hier als sehr bedeutend an. Väter haben in den Familienbeziehungen oft eine Sonderstellung. Von ihnen bekommen wir oft die Rückmeldung, dass unsere Arbeit sie nicht nur in der Beziehung zu ihrem Kind gestärkt hat, sondern auch als Persönlichkeit im Beruf und dass sie an Selbstwertgefühl gewonnen haben, weil sie sich bestätigt fühlen als ein wichtiger Part in der Familienbeziehung.
Wie sieht die Zukunftsvision von Coach aus?
Meine Vision ist, dass die Jugendlichen irgendwann in diese Gesellschaft hineinkommen und tatsächlich fähig sind, Aufgaben zu übernehmen, mitzugestalten und dass sie glücklich sind, sich hier wohl und zu Hause fühlen. Diese Kinder und Jugendlichen können dann irgendwann zu Coach kommen und mit uns gemeinsam die Arbeit fortführen.
Nordkirchen, 23.08.2019: Verleihung des Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen durch Ministerpräsident Armin Laschet. Copyright: Ralph Sondermann,